Deutsche Gesellschaft für Angioödeme e.V.

Ärztliche Gesellschaft zur Erforschung der Angioödeme


In seltenen Fällen manifestieren sich Angioödeme als Folge eines erworbenen C1-INH-Mangels.

 

Ein erworbener C1-INH-Mangel kann mit einer lymphoproliferativen Erkrankung oder anderen malignen Veränderungen assoziiert sein (AAE Typ I). In der Regel handelt es sich um maligne Krankheiten des B-Zellsystems, wobei es zur Produktion antiidiotypischer Antikörper gegen das monoklonale Immunglobulin kommt, dadurch zu einer erhöhten Aktivierung von C1 und hierdurch zu einem beschleunigten Katabolismus des C1-INH, der damit nicht mehr ausreichend für seine übrigen Aufgaben zur Verfügung steht. Wie das HAE ist auch das AAE durch niedrige Konzentrationen oder Fehlen von C2, C4 oder funktionell aktivem C1-INH gekennzeichnet. Im Gegensatz zur erblichen Form finden sich beim erworben Angioödem ein deutlicher Abfall der C1-Konzentration, eine normale oder leicht erhöhte C1-INH-Synthese und ein Beginn der Symptomatik im mittleren Lebensalter.

Ein weiterer Typ des erworbenen C1-INH-Mangels wird durch Antikörper gegen C1-INH (IgG oder IgM) verursacht (AAE Typ II).

 

Bei den erworbenen Angioödemen durch C1-INH-Mangel sollten dieselben Laboruntersuchungen durchgeführt werden wie beim HAE. Zusätzlich ist eine eingehende Durchuntersuchung der Patienten zum Ausschluß von malignen Lymphomen, Paraproteinämien und weiteren B-Zell-Störungen (AAE Typ I) sowie ggf. der Nachweis von Auto-Antikörpern gegen den C1-INH (AAE Typ II) erforderlich.

 

Bei der ersten Form der erworbenen Angioödeme steht die Behandlung des Grundleidens im Vordergrund. Bei einem Teil der Patienten mit AAE II ist e-Aminocapronsäure wirksam. Die Notfallbehandlung bei Obstruktion der oberen Luftwege entspricht der bei hereditärem Angioödem.

Bork K. Rezidivierende Angioödeme durch C1-Inhibitor-Mangel: Erstickungsrisiko. Deutsches Ärzteblatt 1997, 94: 726-737


Stand: 24. April 2021