Deutsche Gesellschaft für Angioödeme e.V.

Ärztliche Gesellschaft zur Erforschung der Angioödeme


I. Hereditäres Angioödem und Corona Virus Disease (COVID-19)

1. Bis heute liegen keine größeren Erfahrungen darüber vor, wie sich eine COVID-19-Krankheit bei Patienten mit einem hereditären Angioödem auswirkt.

2. Soweit man dies heute abschätzen kann, ist das Risiko, an COVID-19 zu erkranken, bei HAE-Patienten nicht anders als bei anderen Menschen. Ganz allgemein spricht auch der Krankheitsmechanismus des C1-INH-Mangels mit und ohne Symptome nicht für ein erhöhtes Risiko für eine Infektionskrankheit.

3. Wie auch von anderen akuten Infektionskrankheiten bekannt, könnte auch eine akute COVID-19-Infektion eine akute Schwellungsattacke bei HAE-Patienten auslösen. Konkretes ist hierüber allerdings bis heute nicht berichtet worden. Abgesehen hiervon erwarten wir aufgrund der bisherigen Datenlage keinen wesentlichen Einfluss einer COVID-19-Infektion auf den Verlauf eines HAE oder eines HAE auf den Verlauf einer COVID-19-Krankheit.

4. Die medikamentöse Therapie des HAE ist keine immunsuppressive Therapie (Kortison ist nicht wirksam und sollte nicht eingesetzt werden!). Insofern scheint die medikamentöse Behandlung eines HAE nicht mit einem erhöhten Risiko für eine COVID-19-Krankheit verbunden zu sein.

5. Nach den bisherigen Erfahrungen ist das Risiko, eine Schwellungsattacke durch eine COVID-19-Impfung zu bekommen, als gering einzuschätzen. Beachtet werden sollte die Empfehlung der Deutschen AWMF-Leitlinie „Hereditäres Angioödem“, dass HAE-Patienten generell Medikamente zur Behandlung von mindestens 2 Schwellungsattacken mit sich führen (siehe auch Abschnitt II).

6. Intubation und Extubation können bei Patienten mit einem HAE durch C1-INH-Mangel ein Larynxödem auslösen. Die ist ein seltenes Vorkommnis und gilt für alle Intubationen und Extubationen, mit oder ohne Zusammenhang mit COVID-19.

II. Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Angioödeme (DGA) zur COVID-19-Schutzimpfung bei Patienten mit hereditärem Angioödem (HAE)

Die Datenbasis zur Verträglichkeit und zur Wirksamkeit der COVID-19-Schutzimpfungen bei HAE- Patienten ist aktuell noch sehr gering.

Auf Basis der aktuellen Datenlage, ist HAE kein Risikofaktor, der gegen eine COVID-19-Schutzimpfung spricht.

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass auch eine Impfung eine HAE-Attacke triggern kann. Hier gelten daher die allgemeinen Empfehlungen der deutschen AWMF-Leitlinie „Hereditäres Angioödem durch C1-Inhibitor-Mangel“: Jeder Patient soll zuhause die Therapie für mindestens zwei Attacken vorrätig haben und auf Reisen mit sich führen.

Natürlich sollten auch bei HAE-Patienten weitere Risikofaktoren - unabhängig des HAE - bedacht werden: Bei Patienten mit einer anaphylaktischen Reaktion in der Vorgeschichte soll das Risiko einer schweren Nebenwirkung durch die Impfung (unabhängig vom HAE) besonders sorgfältig gegenüber dem erwarteten Nutzen abgewogen werden.

Die Datenbasis zur Verträglichkeit und zur Wirksamkeit der COVID-19-Schutzimpfungen wächst rasch. Die kontinuierliche Wissensgenerierung kann zu kurzfristigen Modifikationen der aktuellen Empfehlungen führen.

Mainz, 12.4.2021

Deutsche Gesellschaft für Angioödeme e.V.

Prof. Dr. K. Bork,
Dr. I. Martinez-Saguer
Prof. Dr. P. Staubach-Renz

 



Stand: 24. April 2021